Seit ihrer Gründung 1994 bereicherte die oberfränkische Gruppe Nordwind die patriotische Musikwelt mit ihrem einzigartigen Vikingrock-Stil. Dieser Blogartikel beleuchtet die Entwicklung, die musikalischen Einflüsse und die kritisierten Botschaften der Band.
Die Wurzeln: Von Volkszorn über Odins Erben zu Nordwind
Die Anfänge von Nordwind reichen bis ins Jahr 1988 zurück, zu den Bands Volkszorn und Odins Erben. Während Volkszorn dem radikaleren Skinheadrock zuzuordnen war, vertraten Odins Erben eine gemäßigtere Variante dieses Genres. 1994 formte sich Nordwind als Nachfolgeband von Odins Erben unter der Leitung von Ronald Haser. Von Beginn an ging die neue Gruppe unverkrampft mit ihrer Vergangenheit um und zog in zahlreichen Liedern Parallelen zu ihren musikalischen Ursprüngen. Die beiden ursprünglich für das Label V88 Records (Endsieg Versand) aufgenommenen Alben „Helden sterben einsam“ und „Asgard, wir kommen“ wurden Mitte der 1990er Jahre von Rock-O-Rama Records übernommen. Der Labelchef Herbert Egoldt hatte sämtliche Verwertungsrechte des Vorgängerlabels erworben und vertrieb die Alben fortan über seinen Kölner Mailorder-Versand. Ihre Veröffentlichungen zeichnen sich durch eine professionelle Gestaltung aus und fanden auch Anklang beim unpolitischen Publikum.
Nordwind: Musikalische Vielfalt mit subtilen Untertönen
Im Laufe ihrer Karriere hat die Band rund 12 Studio-Alben veröffentlicht und dabei eine breite Palette an Stilen abgedeckt. Neben ihrem Markenzeichen, dem Vikingrock, finden sich in ihrem Repertoire auch Balladen, Coversongs deutscher Schlager und amerikanischer Rockabilly-Klassiker aus den 50er und 60er Jahren. Dabei veröffentlichte die Band auch einige Cover-Songs wie „Stiefel auf Asphalt“ oder „Twelve White Horses“ von ihrer Vorgängerband Volkszorn, die eindeutig radikaler ausgerichtet war. Musikalisch lässt sich Nordwind mit der schwedischen Vikingrock-Band Ultima Thule vergleichen, mit der sie seit Mitte der 1990er Jahre eine enge Freundschaft verband. Auf dem 1996 auf Ultima Thule Records erschienenen Sampler „Various, Oi! A Tribute“ waren Nordwind mit zwei Coverversionen neben Ultima Thule und weiteren schwedischen, deutschen und französischen Bands vertreten.
Textliche Botschaften und Kontroversen
In ihren Texten vertraten Nordwind patriotische Ansichten und übten Kritik an Fehlleistungen der bundesdeutschen Politik und deren Institutionen. Warnungen vor Überfremdung und mangelndem Nationalstolz sind Themen, die von Ronny immer wieder aufgegriffen wurden. Häufig versetzen die Lieder den Hörer in die Zeit der Wikinger oder befassen sich mit nordischen Göttern und Mythen. Kritiker warfen der Band vor, dass ihre Beteiligung an der „Schulhof-CD“ der NPD, nicht ihre beste Entscheidung gewesen sei. Dabei hatte die Band selber keinen Einfluss darauf, da die Freigabe vom damaligen Label kam.
Die Kontroverse um die Band wurde zusätzlich durch interne Streitigkeiten und Vorwürfe geschürt. Wenig vertrauenerweckend bis gefürchtet waren bei Veranstaltern Liveauftritte der Band, da Mastermind Ronny des Öfteren dem Alkohol zusprach und die Bühne in einem entsprechenden Zustand erklomm. Die Auftritte sollen dementsprechend unprofessionell stattgefunden haben. Anfang der 2000er Jahre wurde ein Auftritt in Köln abgebrochen. Zuschauer taten ihren Unmut kund über die Darbietungen des angetrunkenen Sängers, worauf dieser zuerst Publikumsschelte betrieb und dann die Bühne verließ.
Fazit: Musikalische Qualität mit hohem Wiedererkennungswert
Nordwind hatten sich in den letzten drei Jahrzehnten als feste Größe im Vikingrock-Universum etabliert. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus verschiedenen Stilen und ihrer professionellen Produktionsweise bereicherte die Band die nationale und internationale patriotische Musiklandschaft. Die einprägsame Stimme des Sängers gepaart mit den unverwechselbaren Texten und Wikingerthemen, nordischer Mythologie, Selbstironie und einem guten Schuss patriotischer Orientierung, sorgten bei vielen Hörern für einen hohen Identifikationsgrad mit den Erzeugnissen der oberfränkischen Band. Nachdem Bassist Ralf die Band 1995 verlassen hatte, kam im selben Jahr Jörg K. als neues Bandmitglied am Bass hinzu. Im Jahr 2002/2003 verließen Christoph M. (Schlagzeug) und Jörg K. die Band. Mit zwei neuen Mitgliedern kam es im Jahr 2003 zu neuen Aufnahmen für Nordwind.
In der Zeit von 2005 bis 2014 herrschte bei Nordwind weitgehend Funkstille. Die Band galt in dieser knapp zehnjährigen Periode als inoffiziell „aufgelöst“, eine offizielle Bekanntmachung der Auflösung durch Bandgründer Ronald Haser erfolgte jedoch nie. Die musikalischen Aktivitäten kamen in dieser Zeit nahezu vollständig zum Erliegen.
Im Februar 2014 startete Ronny mit neuen Aufnahmen für sein Soloprojekt „Stöhrenfried“. Die Ergebnisse sollte den Grundstein für einen musikalischen Neuanfang legen. In der Folge gründete Ronni Nordwind schließlich gemeinsam mit einigen Musikern der befreundeten Band Agitator neu, um die Aktivitäten der Gruppe wiederzubeleben. An die alten Erfolge konnte die Band jedoch nicht mehr anschließen.
Ronny, der Nordwind-Kopf, Sänger und Gitarrist, erlag am 10. Januar 2020, mit nur 50 Jahren, einem Krebsleiden.
Diskografie
Studioalben (Auszug)
Odins Erben, Helden sterben einsam (CD, 1993, V88 Records, Rock-O-Rama)
Odins Erben, Asgard wir kommen (CD, 1994, BH Records, Rock-O-Rama)
Walhalla ruft! (CD, 1995, Funny Sounds, indiziert)
Stolz & Stark (CD, 1996, Funny Sounds, Nordwind Records)
The Viking Party (Live, CD, 1997, Funny Sounds, Nordwind Records)
Words Of Odin (Maxi CD, 1998, Nordwind Records)
Liebe, Lust & Limonade (CD, 1999, Dim Records, Nordwind Records)
Stiefel auf Asphalt (CD, 2000, RockNORD)
Vaterland, (7″ Vinyl, 2009, Street Rock’n’Roll)
Krieger des Nordens (Doppel CD, 2010, Rock-O-Rama)
Mein Land (Doppel CD, 2011, Rock-O-Rama)
Patriotische Balladen + Wir (LP, 2020, Rock-O-Rama)
Walhalla ruft, legale Version (CD, 2021, Rock-O-Rama)Maxi CDs (Auszug)
… für die Kinder dieses Landes (MCD, 1996, Funny Sounds, Nordwind Records)
Patriotische Balladen (MCD, 1996, Funny Sounds, Nordwind Records)
Wir (MCD, 1998, Funny Sounds, Nordwind Records)Video
Donnerhall (DVD, 2000, RockNORD)