M.A.F. (Mut Aus Flaschen), eine Punkband aus Rüsselsheim, zählt zu den prägenden Vertretern des frühen deutschen Punkrocks. Gegründet 1979, durchlief die Band einige personelle Veränderungen, bevor sie Anfang der 1980er Jahre ihre endgültige Form fand. Ihre erste Platte „Hau Ab…“, die 1983 bei Herbert Egoldts „berüchtigem“ Label Rock-O-Rama Records erschien, stellt ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der deutschen Punkszene dar. Dieser Blogartikel beleuchtet die Entstehung der Band, ihre Zusammenarbeit mit Herbert und wie ihre Platte in der Punkszene aufgenommen wurde.
Die Entstehung von M.A.F.
Die Band M.A.F. ging aus der früheren Gruppe „Fuck“ hervor, die 1979 in Rüsselsheim gegründet wurde. Ihre ursprüngliche Besetzung bestand aus Jürgen „Danny“ Stiehl (Gitarre), JP Rapp (Schlagzeug), Thomas „Samba“ Reiner (Bass) und Leo Kaiser (Gesang). 1981 gab es einen internen Streit, der zum Ausstieg von Leo Kaiser führte. An seine Stelle trat Anfang 1982 Thomas Morawek als neuer Sänger, und die Band benannte sich in M.A.F. um. Der Bandname wurde teils ironisch als „Mut Aus Flaschen“ gedeutet, manchmal aber auch als „Marxistische Arbeiterfront“ oder „Mangopflücker Aus Freude“ interpretiert.
Im November und Dezember 1982 spielte M.A.F. zwei Konzerte mit der Band H.F.K., die den Grundstein für ihre spätere Zusammenarbeit legte. Nach diesen Konzerten wechselte Dirk Christoph, der Bassist von H.F.K., zu M.A.F., und die Band erlebte eine kreative Hochphase. Zu dieser Zeit begannen sie ernsthaft an ihrer Musik zu arbeiten und erste Kontakte mit Plattenlabels zu knüpfen.
Die Zusammenarbeit mit Herbert Egoldt und Rock-O-Rama
Im Jahr 1982 nahm Rock-O-Rama, das unabhängige Punklabel von Herbert Egoldt, Kontakt zu M.A.F. auf. Herbert zeigte Interesse an der Band und bot ihnen an, ihre erste Platte zu produzieren. M.A.F. sahen in Rock-O-Rama eine großartige Chance, da das Label eine wichtige Plattform für deutsche Punkbands wie Razors (Hamburg), OHL (Leverkusen) und Chaos Z (Stuttgart) darstellte.
Die erste Begegnung mit Herbert fand in Köln statt, wo die Band nach einem kurzen Gespräch im „Studio am Dom“ ihre Platte aufnahm. Herbert war eine schillernde Person, der damals in Lederfransenjacke und Schlangenlederstiefeln auftrat und eine autoritäre Haltung an den Tag legte. Während der Aufnahmen kam es immer wieder zu Spannungen, insbesondere als Herbert den ursprünglich geplanten Titel der LP, „Bomben über Deutschland“, ablehnte. Er befürchtete, dass dies den Eindruck erwecken könnte, die Band sei politisch „zu rechts“, was dem Ruf seines Labels schaden könnte.
Die Zusammenarbeit mit Herbert verlief aus Sicht der Band unbefriedigend. Nach der Aufnahme der Platte kam es zu weiteren Konflikten, als er die Pressung und den Vertrieb angeblich verzögerte. Dies führte dazu, dass M.A.F. noch im selben Jahr das Lied „Lieber Egoldt“ aufnahmen, in dem sie ihre Frustration über den Labelchef zum Ausdruck brachten. Auch nach der Veröffentlichung der LP im November 1983 gab es Probleme, da die Band ihre versprochenen 100 Exemplare erst viel später erhielt und Herbert sich weiterhin in Schweigen hüllte, was die finanzielle Abrechnung anging. Vertragsgemäß erfolgte diese aber erst nach Verkauf von 1000 LPs, die selbst damals nicht im Handumdrehen abgesetzt waren.
Die erste Platte „Hau Ab …“
Die Platte „Hau Ab …“ wurde zu einem streibaren Meilenstein der deutschen Punkgeschichte. Musikalisch zeichnete sich das Album durch schnellen, rohen Punkrock aus, der sowohl sozialkritische als auch provokante Texte enthielt. Zu den bekanntesten Songs gehören „Gefangenschaft“ und „Alkoholiker“, die typische Themen der Jugendkultur aufgriffen, wie Entfremdung, Frustration und Alkoholmissbrauch.
Die Platte enthielt auch eine Coverversion von Sham 69s „If The Kids Are United“, was den Einfluss britischer Punkbands auf M.A.F. deutlich machte. Dennoch blieb der Sound der Band rau und ungeschliffen, was von vielen als charakteristisch für den deutschen Punk der frühen 1980er Jahre angesehen wurde. Die rohe Produktionsweise des Albums, die teilweise einem „Blechdosensound“ glich, war jedoch auch Gegenstand scharfer Kritik. Einige Rezensenten bezeichneten die Platte als „furchtbar“ und bemängelten sowohl den Sound als auch die Texte als zu plump und unoriginell.
Besonders umstritten war das Cover der Platte, das ursprünglich von der Band anders geplant war. Herbert Egoldt entschied sich jedoch, eine Zeichnung aus einem MAD-Comic zu verwenden, was bei den Bandmitgliedern auf Unverständnis stieß. Diese Entscheidung verstärkte den Eindruck, dass Herbert wenig Rücksicht auf die künstlerischen Vorstellungen seiner Bands nähme.
Wie kam das Album in der Punkszene an?
Die Reaktionen auf „Hau Ab …“ in der deutschen und internationalen Punkszene fielen gemischt aus. Während einige Kritiker die Energie und Authentizität der Band lobten, war die allgemeine Resonanz eher verhalten. In Fanzines wurde die Platte scharf kritisiert, insbesondere wegen ihrer Texte und der schlechten Produktionsqualität. Einige bezeichneten die Lieder als „unfassbar debil“ und warfen der Band vor, mehr auf Provokation als auf musikalische Qualität zu setzen.
Dennoch fanden M.A.F. auch positive Resonanz, insbesondere im Ausland. Im amerikanischen Punkmagazin „Maximum Rocknroll“ wurde die Platte als energiegeladen und mitreißend beschrieben. Kritiker lobten die Band dafür, dass sie ihre Songs in einem schnellen, eingängigen Stil präsentierten, der von der UK-Punk-Szene der späten 1970er Jahre inspiriert war. Besonders hervorgehoben wurden die Songs „Gefangenschaft“ und „Alkoholiker“, die als Höhepunkte des Albums galten.
Für M.A.F. selbst war die Veröffentlichung ihrer ersten Platte ein zweischneidiges Schwert. Einerseits bot ihnen Rock-O-Rama die Möglichkeit, ihre Musik einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, andererseits fühlten sie sich von Herbert geschäftlich übervorteilt. Dies soll letztlich zur Auflösung der Band im Jahr 1984 geführt haben, kurz nachdem sie ihre Platten endlich erhalten hatten. Die Enttäuschung über den Labelchef und die allgemeine Unzufriedenheit mit der Musikindustrie trugen maßgeblich zur Entscheidung der Band bei, getrennte Wege zu gehen.
Fazit
M.A.F. und ihre erste Platte „Hau Ab …“ sind ein bedeutender Bestandteil der Geschichte des deutschen Punkrocks. Die Band stand für die ungehobelte Kraft und den rebellischen Geist einer Generation, die sich gegen gesellschaftliche Normen und den Mainstream stellte. Ihre Zusammenarbeit mit Rock-O-Rama zeigt jedoch auch die Schattenseiten der frühen Punkszene, in der Idealismus und Übermotivation oft mit geschäftlichen Interessen kollidierten.
Trotz ihrer kurzen Karriere hinterließen M.A.F. einen bleibenden Eindruck in der Punkszene, und ihre Musik wird bis heute als wichtiger Teil der deutschen Punkgeschichte angesehen.