Die deutsche Punk- und Skinhead-Szene hat viele polarisierende Figuren hervorgebracht, doch nur wenige sind so charismatisch wie Kai Stüwe. Sein musikalischer Werdegang begann in der Punkband Droogies, mit der er ein Album auf dem renommierten Label Nuclear Blast veröffentlichte. Bereits hier zeigte sich sein Faible für harte, kompromisslose Musik, die später in eine andere Richtung gehen sollte.
Gründung von United Blood und der Weg zu Freikorps
1988 gründete Kai Stüwe seine erste Skinhead-Band namens United Blood. Diese Formation war die Keimzelle für Freikorps, die sich nur wenige Jahre später formierte. Mit Freikorps etablierte sich Stüwe fest in der Skinhead-Musikszene und wurde eine zentrale Figur innerhalb dieser Bewegung. Die Band stammte aus Bad Schwartau und Reinfeld und hatte mit Jens Klappmeier, der später auch bei Kraftschlag spielte, ein weiteres prominentes Mitglied.
Freikorps und die Rolle in der Rechtsrock-Szene
Gegründet im Jahr 1990, wurde Freikorps schnell zu einer der prägendsten Bands der zweiten Generation von Skinhead-Bands. Die Musik und Texte orientierten sich an der Skinhead-Szene, waren jedoch migrationskritisch und patriotisch geprägt. Sie vermieden eine explizit nationalsozialistische Ausrichtung, waren jedoch eng mit der rechten Skinhead-Szene verbunden. Stüwe, als Sänger, Gitarrist und Hauptsongwriter, dominierte den Stil und Inhalt der Band.
Veröffentlicht wurden zahlreiche Tonträger, vornehmlich auf dem Label Rock-O-Rama Records. Einige dieser Alben wurden von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert, darunter das Debüt-Album „Land meiner Väter“ aus dem Jahr 1992. Trotz oder wegen der Indizierungen blieb die Band in der Szene populär und setzte ihre Aktivitäten über die 1990er Jahre fort.
Verbindung zu den Hammerskins
Stüwe galt als eine der Schlüsselfiguren der Hammerskins in Schleswig-Holstein. Die Hammerskins sind eine international agierende Gruppierung, die in den 1990er Jahren in Deutschland erheblichen Einfluss hatte. Durch seine musikalische Arbeit mit Freikorps und weiteren Bands wie Holsteiner Jungs, Asgard, Oi Dramz, Hooligan Beat, Wolf und Kevin Freigard prägte er die Szene nachhaltig.
Ausstieg und die Auflösung von Freikorps
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1999 zog Kai Stüwe einen Schlussstrich unter sein Leben in der patriotischen Musikszene. Er löste Freikorps auf und distanzierte sich öffentlich von seiner Vergangenheit. Dennoch erschienen auch nach der offiziellen Auflösung der Band diverse Tonträger, sowohl offizielle Nachpressungen / Wiederveröffentlichungen auf Rock-O-Rama Records als auch Raubpressungen auf dem Schwarzmarkt von dubiosen „Bootlegverrätern“.
Sein Ausstieg markierte das Ende einer außergewöhnlichen Musikerkarriere innerhalb der Skinhead-Szene, deren Auswirkungen bis heute nachhallen. Während einige seine Distanzierung als echten Bruch mit der Szene sehen, bleibt seine Vergangenheit weiterhin ein umstrittenes Kapitel in der deutschen Musikgeschichte.
Kai Stüwe ist heute für einen weltweit führenden Entwickler, Herausgeber und Vertreiber von interaktiver Unterhaltung für Spielkonsolen, PCs, Handhelds und drahtlose Geräte tätig.
Diskografie (Auszüge)
Freikorps
Land meiner Väter, 1992, Rock-O-Rama Records
Immer und Ewig, 1993, Rock-O-Rama Records
Wie die Wikinger, 1995, Rock-O-Rama Records
Volk und Vaterland, 1998, Rock-O-Rama Records
Eiserners Kreuz, 1998, Rock-O-Rama Records
Skinheads 99, 1999, Rock-O-Rama Records
Ein bißchen Spaß, 2000, Rock-O-Rama Records
Holsteiner Jungs
Zurück auf den Straßen, 1996, Walhalla Records
Wir geben niemals auf, 1997, ALCD
Hass im Gesicht, 1997, Walhalla Records
Flaschen & Fäuste, 1997, Walhalla Records
Neue Lieder – Neuer Hass, 1999, Walhalla Records
Polizeistaat 2000, 1999, Steelbreaker Records
Eine Prise Terror, 2000, Walhalla Records
Jetzt kommt unsere Zeit, 2001, Rock-O-Rama Records