Die französische Skinheadband Evil Skins gehört zu den bekanntesten Vertretern der Skinhead-Musikszene der 1980er Jahre. Gegründet im Jahr 1983, veröffentlichte die Band zwei Tonträger. Diese erschienen bei den Labels Intensive Produc. und Evil Records, letzteres ein Sublabel von Rock-O-Rama Records.
Trotz ihrer kurzen Karriere, die 1987 endete, hinterließen die Evil Skins einen bleibenden Eindruck. Sie sind in der Skinheadszene bis heute eine bedeutende Erscheinung.
Die Entstehung der Evil Skins
Die Band wurde 1983 in der Nähe von Paris gegründet und bestand zunächst aus Iman Zarandifar (alias Sniff oder Fesni) als Sänger, William Deligny (alias Petit Willy) als Gitarrist, Régis Kerhuel als Bassist und Cornette als Schlagzeuger. Bertrand ersetzte später Régis am Bass und übernahm gleichzeitig das Management der Band.
Anfang der 1980er Jahre trafen Fesni und Petit Willy auf Madskin und Cornette, Skinheads aus Le Havre (nordwestlich von Paris an der Atlantikküste gelegen), mit denen sie sich zusammenschlossen, um eine antikommunistische Band zu gründen. Ein einschneidendes Erlebnis ereignete sich 1984, als es nach einem Konzert im Pariser Stadtteil Oberkampf zu einem gewalttätigen Vorfall kam. Während einer Schlägerei, wurde der 16-jährige Skinhead Olivier „Turlut“ Berton erschossen, Iman Zarandifar (Fesni) traf ein Schuss an der Wirbelsäule, der daraufhin gelähmt blieb. Trotz dieser schweren Verletzung setzte Fesni seine Karriere bei den Evil Skins fort und trat fortan im Rollstuhl auf. Der Schütze, Laurent Jacqua, damals 17 Jahre alt, verbrachte anschließend 25 Jahre u.a. wegen Mord im Gefängnis.
Musikalischer Durchbruch und Bekanntheit
1986 veröffentlichten die Evil Skins ihre erste Single „Docteur Skinhead“ (Label Intensive Produc.), die ihnen erste Bekanntheit innerhalb der Skinhead-Szene verschaffte. Ein denkwürdiges Ereignis war ihr erstes Konzert, bei dem die Band eine „offene Bühne“ stürmte und die vorher spielenden Musiker hinauswarf. Sie nahmen deren Instrumente und spielten ihre eigenen Stücke. Das Erlebnis wurde auf dem Backcover von „Docteur Skinhead“ auf einem Foto verewigt.
Im folgenden Jahr erschien das Album „Une Force, une Cause, un Combat“ auf Evil Records, einem Sublabel von Rock-O-Rama Records. Zu den bekanntesten Tracks gehören Titel wie „Zyklon Army“, „Bête et méchant“, „Paris by Night“, „Marcel ne regrette rien“ oder „Luxembourg“.
Die Jahre nach den Evil Skins
Nachdem sich die Band 1987 aufgrund veränderter Überzeugungen aufgelöst hatte, gründeten Fesni, Petit Willy und Bertrand 1990 die unpolitische Band Teep’n Teepatix. Diese neue Band trat noch im selben Jahr als Vorgruppe bei einem Konzert von Les Wampas auf. Die ehemaligen Mitglieder distanzierten sich damit endgültig von der radikalen Rechten und der Skinhead-Bewegung. Petit Willy, der zum Hinduismus konvertierte, sang später in einer Hardcore-Punk-Band, deren Texte Gewaltlosigkeit, Vegetarismus und Rassismus behandelten.
In den 1990er Jahren zog Fesni nach Ibiza und erklärte in einem Interview von 1992, dass seine frühere Mitgliedschaft bei den Evil Skins mehr eine Reaktion auf die Gesellschaft als eine echte Unterstützung der rechten Szene gewesen sei. 1996 wandte sich der Sänger der Spiritualität zu.
Die 2000er und 2010er Jahre
Régis Kerhuel, der ehemalige Bassist der Band und Aktivist der Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires (JNR), wurde 1998 verhaftet und im Jahr 2000 wegen seiner Rolle am Mord an James Dindoyal zu 20 Jahren Zuchthaus verurteilt. Er wurde 2010 nach der Hälfte seiner Strafe entlassen und starb am 8. August 2019 im Alter von 54 Jahren.
Petit Willy, der frühere Gitarrist der Band, ist heute ein Vaishnava-Mönch und Autor religiöser Bücher. Er eröffnete 2003 ein Zentrum und später ein Kloster in Rouen und trat 2013 im „Fall Clément Méric“ (Antifaschist aus Brest, der bei einer Schlägerei mit Skinheads in Paris ums Leben kam) als Zeuge auf.
Ideologie und Symbolik
Unter dem Bandnamen „Zyklon B“ gegründet, und die Fans der Band als „Zyklon Army“ bezeichnet, hatte die Gruppe eine klar extremistische Ausrichtung. Die rote Odal-Rune, die auf ihren Jacken und Plakaten abgebildet war, wurde von verschiedenen Gruppen verwendet und symbolisiert die Verbindung zwischen Blut und Boden, basierend auf der Ideologie von Richard Walther Darré (zwischen 1933 und 1942 Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft). Der Gebrauch der Rune, in einem entsprechenden Zusammenhang, ist in Deutschland seit 1994 verboten.
Zusätzlich komponierten die Evil Skins die Hymne der Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires mit dem Titel „Croire, Combat, Obéir“ (dt. Glaube, Kampf, Gehorsam), eine wörtliche Übersetzung eines Ausspruchs von Benito Mussolini.
Musikalischer Stil
Spielerisch unterschieden sich die Evil Skins von anderen französischen Bands wie Légion 88, Snix, Tolbiac’s Toads oder West Side Boys lediglich geringfügig. Musikalisch zeichneten sich die Evil Skins in ihren originellsten Liedern durch eine Mischung aus Ska und Punk mit Bläserbegleitung aus. Ihre Texte, verfasst in Verlan (eine Variante der französischen Jugendsprache) und Slang (derbe Umgangssprache), waren provokant und vermengen umstrittene Botschaften mit einer selbstironischen Haltung. Der Einfluss von Anthony Burgess’ „A Clockwork Orange“ und Stanley Kubricks Film über die Ausschreitungen von Alexander „Alex“ DeLarge war in ihrer Ästhetik und ihrem Songwriting deutlich erkennbar.