Combat 84 gehört zu den Bands, die man nicht so leicht vergisst. Mit einem Sound, der die rohe Energie des Punk mit der Härte des Oi! vereinte, hat die Band einen prägenden Einfluss auf die Szene hinterlassen.
Doch wie kam es zu ihrer Entstehung, ihrem raschen Aufstieg und dem anschließenden Rückzug? Und warum haben sie sich nach all den Jahren wieder formiert? In diesem Blogartikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die Geschichte von Combat 84, ihre Diskografie, die Gründe für ihre Wiedervereinigung und ihre Pläne für die Zukunft.
Die Entstehungsgeschichte von Combat 84: Vom Punk-Treffpunkt zur Band
Die Ursprünge von Combat 84 liegen in den frühen 1980er Jahren, als die britische Punk- und Oi!-Szene florierte. Die Band wurde von John Deptford und Chubby Chris ins Leben gerufen, zwei Charaktere, die tief in der Szene verwurzelt waren. Chris war als Security-Mann für bekannte Bands wie The Damned und Madness tätig und hatte einen Ruf in der Szene. Über gemeinsame Bekannte lernte er Jim, den Gitarristen der Band, kennen. Es dauerte nicht lange, bis die Gruppe sich im „Chelsea Drugstore“ in der Kings Road traf und den Grundstein für Combat 84 legte.
Der Name „Combat 84“ war kein Zufall. Der Titel des ersten Songs, den die Band schrieb, spiegelte die Härte und die militante Haltung wider, die die Gruppe verkörperte. Musikalisch war die Band noch in der Findungsphase, doch die Vision war klar: „Skunk Rock“, eine Vereinigung von Skinhead- und Punkmusik. Zwar gelang es der Band nie vollständig, diese Vision zu realisieren, doch sie prägte ihre Identität.
Die frühen Tage: Proben, Gigs und die erste EP
Die ersten Proben fanden in den Clink Studios in der Nähe der London Bridge statt. Damals war die Bandbesetzung noch nicht vollständig. Jims bester Freund Jacko saß zunächst am Schlagzeug, doch nachdem klar wurde, dass er nicht die nötigen Fähigkeiten mitbrachte, wurde er durch Brownie ersetzt, eine ehemalige Fachkraft im Sanitärbereich. Mit ihm nahm die Band schließlich ihre ersten Songs auf, darunter „Combat 84“ und „Soldier“. Diese ersten Aufnahmen waren zwar roh und ungeschliffen, doch sie zeigten bereits das Potenzial der Band.
Der erste Auftritt von Combat 84 fand als Support für The Last Resort im Walmer Castle in Peckham statt. Obwohl die Band nur drei Songs im Repertoire hatte und die Verstärker von The Last Resort benutzen musste, hinterließ sie einen bleibenden Eindruck. Schnell sprach sich herum, dass eine neue Band in der Szene war, und Combat 84 begann, mehr Gigs zu spielen. Diese frühen Auftritte waren geprägt von einer rohen Energie, die sowohl Punks als auch Skinheads anzog – und oft für Chaos sorgte.
Ein Wendepunkt in der Karriere der Band war der Kontakt mit Secret Records, einem Label, das an einem Deal interessiert war. Doch dieser Deal kam nie zustande, was auf persönliche Differenzen mit dem bekannten Musikjournalisten Garry Bushell zurückgeführt wurde. Schließlich unterschrieb die Band bei Victory Records, einem kleinen Label, das von John Deptford und Dave Long gegründet wurde. Dort nahmen sie ihre erste EP auf, die auf Anhieb 10.000 Exemplare verkaufte.
Der Hype und die Kontroversen
Combat 84 war nicht nur für ihre Musik berüchtigt, sondern vor allem auch für die Kontroversen, die sie umgaben. Ihre Texte und ihr Auftreten sorgten immer wieder für Aufregung. Besonders eine BBC TV-Dokumentation („40 minutes“), an der die Bandmitglieder (außer Jim) teilnahmen, führte zu heftigen Reaktionen in der Musikpresse und bei Veranstaltern. Die Band wurde von vielen stigmatisiert, was es schwierig machte, Auftritte zu bekommen.
Dennoch spielte die Band weiter, unter anderem eine Tour im Norden Englands mit The 4-Skins. In London mussten sie jedoch unter einem anderen Namen auftreten – „7th Cavalry“ –, da niemand Combat 84 buchen wollte. Trotz der Widrigkeiten schaffte es die Band, den legendären „100 Club“ in London regelmäßig zu füllen, was ihre Popularität unter den Fans unterstrich.
Die zweite EP und das Ende der Band
Die zweite EP, die in den Alaska Studios in Waterloo aufgenommen wurde, zeigte eine Band, die sich musikalisch weiterentwickelt hatte, ohne ihre Wurzeln zu vergessen. Doch auch hier sorgten die Texte für Aufregung. Der Song „Better to be dead than fucking red“ wurde von vielen missverstanden und als politische Aussage interpretiert. Tatsächlich, so Jim, war der Text mehr als eine Provokation gedacht, inspiriert von Vietnam-Postern und Filmen wie „Apocalypse Now“.
Doch die internen Spannungen innerhalb der Band und die äußeren Einflüsse, die auf sie einwirkten, führten schließlich zur Auflösung von Combat 84. Das letzte Album, das die Band aufnahm, wurde nie offiziell in Großbritannien veröffentlicht. Stattdessen wurde es an das deutsche Label Rock-O-Rama Records verkauft, was das Ende der ursprünglichen Bandgeschichte markierte.
Die Wiedergeburt: Warum Combat 84 zurückkehrte
Fast zwei Jahrzehnte nach ihrer Auflösung entschloss sich Combat 84, ein Comeback zu wagen. Der Hauptgrund: Die Band wollte etwas Neues schaffen, das den alten Geist wiederbelebt, aber musikalisch auf einem höheren Niveau angesiedelt ist. „Wir haben es nicht richtig beendet“, sagt Jim rückblickend. „Nachdem ich mir das Album, das wir damals gemacht haben, noch einmal angehört hatte, dachte ich, wir machen neuen Scheiß und machen ihn gut.“
Die Entscheidung zur Wiedervereinigung wurde von der wachsenden Nachfrage nach ihrer Musik beeinflusst. Mit einer Website und dem überwältigenden Feedback der Fans erkannte die Band, dass das Interesse an ihrer Musik immer noch groß war. Diesmal wollte Combat 84 sicherstellen, dass sie nichts dem Zufall überließen. Die Produktion der neuen EP wurde sorgfältig geplant, und die Band investierte viel Zeit und Geld, um sicherzustellen, dass das Endprodukt ihren Ansprüchen genügte.
Der Sound von Combat 84 im 21. Jahrhundert
Musikalisch blieben Combat 84 ihren Wurzeln treu, doch der Sound hatte sich weiterentwickelt. „Es ist ein kraftvoller Oi!/Punk-Sound, mit all der Wut von früher, aber der Sound ist größer, ohne auf Metal zurückzugreifen“, beschrieb Jim die neuen Aufnahmen. Die Texte behandelten nach wie vor Themen wie Fußballgewalt, Patriotismus und die Abneigung gegen politische Korrektheit. Die Band war sich bewusst, dass diese Themen weiterhin polarisieren würden, aber das störte sie nicht.
„Wir singen über die Realität“, erklärt Jim. „Es ist keine schöne Welt, und all die Leute, die so tun wollen, als würden diese Dinge nicht passieren, mögen das nicht.“ Für Combat 84 war es wichtig, dass die Menschen verstehen, dass sie keine politische Band im herkömmlichen Sinne sind. Sie reflektierten in ihren Texten die Sichtweise des „normalen Kerls in der Kneipe“, ohne dabei eine bestimmte politische Richtung zu propagieren.
Combat 84 und die Zukunft des Street Rock ’n‘ Roll
Trotz der Wiedervereinigung und des Erfolgs ihrer letzten EP blieb Jim realistisch. Er glaubte nicht, dass Street Rock ’n‘ Roll in Großbritannien wieder in die Charts kommen würde, aber er sah das Internet als mächtiges Werkzeug, um die Musik zu den Menschen zu bringen. „Wenn wir irgendetwas tun können, um die ständigen Boybands und den Pop-Mist zu stoppen, wäre das gut“, sagte er.
Die Band hatte sich vorgenommen, nur ausgewählte Gigs zu spielen, um sicherzustellen, dass sie Qualität über Quantität stellen. Sie wollten keine „Abzocke“ betreiben und ihren Fans etwas Anständiges bieten. „Wenn wir die Platten rausbringen, ein paar gute Gigs spielen und Spaß haben, dann ist es das, was wir wollen“, sagte Jim.
Abschließende Gedanken
Combat 84 war nie eine Band, die den einfachen Weg gegangen ist. Ihre Geschichte ist geprägt von Kontroversen, Missverständnissen und einer tiefen Verbundenheit mit der Straßenmusikszene. Doch trotz aller Hindernisse hat die Band ihren Platz in der Musikgeschichte behauptet und kehrte zurück, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. Für die Fans bedeutete dies nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch die Chance, neue Musik zu erleben, die die Essenz von Combat 84 einfing und in die Gegenwart transportierte.
Mit der EP „Tooled up“ und einem geplanten Album stand Combat 84 bereit, ihren Einfluss auf die Oi!-Szene erneut geltend zu machen. Ob sie dabei an ihre früheren Erfolge anknüpfen konnten oder nicht, sei dahingestellt. Doch eines ist sicher: Combat 84 waren zurück, und sie hatten noch einiges zu sagen.
Nachtrag
Im Jahr 2000 wurde die Band Combat 84 neu gegründet, diesmal mit John Deptford als Sänger und Bassisten, Jim an der Gitarre und CJ am Schlagzeug. In dieser Besetzung nahmen sie die Mini-CD „Tooled Up“ auf. Kurz darauf verließ CJ die Band und wurde durch Suds ersetzt. Es gab Pläne für eine Split-CD und eine Tour mit der US Oi!-Band Iron Cross aus Washington, doch bevor es dazu kam, verschwand Combat 84 wieder von der Bildfläche.
Die Band löste sich letztendlich auf, da sie erfolglos blieb. Dies lag unter anderem an schlechter Presse, Krawallen und politischen Äußerungen einiger Mitglieder. John Fisher spielte daraufhin kurz bei The Warriors, einer Band, die aus ehemaligen Mitgliedern von The Last Resort bestand. Danach war er in einer Heavy-Metal-Band namens April 19th aktiv. Jim Armitage schloss sich für kurze Zeit der ebenfalls umstrittenen Band The Exploited an. John Deptford und Jim arbeiteten als Roadies für die UK Subs und spielten später in einer unbekannten Streetpunkband.
Henderson engagierte sich bei den Chelsea Headhunters, einer Hooligangruppe, deren Mitbegründer er war. Zusammen mit Colin Ward verfasste er ein Buch über diese Zeit mit dem Titel „Who Wants it?“. Später eröffnete er gemeinsam mit Steve „Hicky“ Hickmont, einem weiteren Mitglied der Chelsea Headhunters, eine Bar namens „The Dog’s Bollocks“ in Pattaya (Thailand). Steve Hickmont ist auch Autor des Buches „Armed for the Match“. Henderson starb am 31. Oktober 2013 an einem Herzinfarkt.
Discographie (Auszug)
Orders of the Day, EP, 1982, Victory Records
Rapist, EP, 1983, Victory Records
Send in the Marines!, LP, 1984, Rock-O-Rama Records
Tooled Up, EP, 2000, 7th Cavalry Records