Brutal Attack, 1988

Brutal Attack: Vom Punk zu RAC – Die musikalische Reise der britischen Band

Die Band Brutal Attack entstand 1980 und gehört zu den ältesten noch aktiven Bands der RAC-Szene. Innerhalb dieser Szene wird sie als eine der angesehensten Bands betrachtet.

Die Anfangszeit

Ken McLellan, ein Schüler der Garth Highschool in Morden, Surrey, wurde Ende 1979 von seinen Mitschülern gefragt, ob er als Sänger in der neu gegründeten Punkband Brutal Attack mitmachen möchte. Die Band entstand aus der Enttäuschung über andere Punk- und Oi!-Bands wie Sham 69, Cock Sparrer und Menace, die nach McLellans Ansicht ihre Ideale verraten hatten. Von Anfang an sprach die Band offen über ihre politische Gesinnung.

Ihr erstes Konzert fand am 27. Juni 1981 im Phipps Community Centre in Mitcham statt, zusammen mit den Bands Savage Six und Nauseau. Ein weiteres Konzert folgte am 10. Juli in der Assembly Hall in Morden. Die Besetzung für diese Auftritte bestand aus Ken McLellan (Gesang), Scrome, George Grimes und John Whittington. Daraufhin spielten sie noch eine Reihe weiterer Konzerte. Am 2. Februar 1982 trat Brutal Attack im „100 Club“ als Vorband für die UK Subs, Erazerhead und Long Tall Shorty auf, die ihr letztes Konzert gaben. Dieses Konzert wurde aufgenommen und als Kassette mit dem Titel „Live … For Kicks“ im Eigenvertrieb verkauft. In diesen Aufnahmen äußerte sich Ken mit der Band positiv über das ehemalige Empire und sprach sich gegen Einwanderung und Kommunismus aus.

Garry Bushell und das Sounds Magazin

Um einen Plattenvertrag zu bekommen, schickte Ken die Aufnahmen an Garry Bushell, einen Autor des Musikmagazins Sounds, der bereits anderen Bands zu Verträgen verholfen hatte. Allerdings lehnte Bushell einige der direkteren Songs von Brutal Attack ab und schrieb eine negative Kritik, in der er die Band mit der RAC-Band Skrewdriver verglich.

„Wir wollten nur etwas Action. Und mit Liedern wie ’Send them back’, ’Show no mercy’ und ’Let it burn’ konnten das ’Sound Magazine’ und Gary Bushell uns nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen. Wir nahmen ein Demo als Live-Session im ’The 100 Club’ auf und als ich das Cover dazu machte, benannte ich ’Send them back’ in ’Stab them back’ um, in der Hoffnung, ich könnte dem Dummkopf Bushell eine objektivere Kritik entlocken. Aber er war nicht so dumm wie ich dachte und er machte Skrewdriver, Brutal Attack und ihresgleichen regelrecht runter in seinen Ausführungen. Es kam zu dem Punkt, dass wir unser Gebiet absteckten und unsern Mann stehen mussten, da man uns offerierte, dass wenn wir trotzdem Erfolg haben wollen, müssten wir aufhören über unsere Gesinnung zu singen.“
– Ken McLellan –

Auftritte

Am 21. Oktober 1982 spielte Brutal Attack zum ersten Mal als Vorband für Skrewdriver im „100 Club“. Dies geschah, nachdem Ian Stuart die Band eine Woche zuvor im Skunx gesehen hatte und begeistert von ihrem Auftritt war. Dieses Konzert markierte den Beginn einer Reihe von gemeinsamen Auftritten mit Skrewdriver. Das Treffen mit Stuart schien Ken McLellan und Andy Nunn so stark beeindruckt zu haben, dass sie sich für den Skinhead-Look entschieden und Brutal Attack zu einer Skinhead-Band wurde.

Die Entscheidung, den kontroversen Weg von Skrewdriver zu verfolgen, führte zu Spannungen innerhalb der Band. Neil Holden und Dave Lloyd verließen kurz darauf die Gruppe, da sie sich von Kens zunehmend politischen Ansichten distanzierten. Neil Holden schloss sich später der Punkband The Straps an, mit der Brutal Attack bereits zuvor zusammen gespielt hatte.

Brutal Attack trat weiterhin häufig mit Skrewdriver auf. Gitarrist John Whittington, der schon seit der Gründung der Band dabei war, und Brownie, der ehemalige Schlagzeuger der Oi!-Band Combat 84, stießen zu McLellan. Neben seiner Tätigkeit auf dem Bau engagierte sich McLellan zunehmend im Croydoner Hauptquartier der British National Front. Da ein Plattenvertrag ausblieb, vermittelte Ian Stuart der Band 1985 einen Vertrag mit Rock-O-Rama, wo sie bis 1992 ihre Alben veröffentlichten. Anschließend erschienen ihre Alben u.a. bei Excalibur Records in Bochum und bei Destiny Records (Funny Sounds) in Düsseldorf.

Wechselnde Musiker

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wechselte die Besetzung von Brutal Attack häufig. So spielte unter anderem Martin Cross, ein ehemaliges Mitglied von Skrewdriver, bei einigen Veröffentlichungen mit. 1987 war Brutal Attack eine der Gründungsbands des „Blood and Honour“-Netzwerks. McLellan war das einzige verbliebene Gründungsmitglied und wurde bei vielen Konzerten von Mitgliedern anderer RAC-Bands unterstützt, darunter Blakey (Schlagzeug) von English Rose, Roly (Bass), Stinko (Bass) und Brad von Celtic Warrior. Diese Musiker bildeten im Laufe der Zeit ein festes Live-Line-up. In den 1990er Jahren waren unter anderem Mitglieder von 08/15 und Barking Dogs im Live-Line-up aktiv.

Im Jahr 2000 feierte die Band ihr zwanzigjähriges Bestehen mit dem Album „20 Years – Always Outnumbered, Never Outgunned“. 2005 veröffentlichten sie zum fünfundzwanzigsten Jubiläum das Album „Thunder & Lightning“, das alle musikalischen Stile umfasste, denen sich die Band bis dahin gewidmet hatte, darunter Punk, Rock und Balladen. Die Band veröffentlicht weiterhin ihre Musik bei Labels wie PC-Records und Panzerfaust Records.

Einflüsse

Anfangs ließ sich die Musik von Brutal Attack stark von Bands wie den Sex Pistols und Motörhead inspirieren. Im Laufe der Zeit kam ein Einfluss des Hardcore-Punks hinzu. Ihre Musik unterschied sich zu dieser Zeit kaum von der anderer britischer Punkbands.

Das erste Album der Band, „Stronger Than Before“, zeigte eine Entwicklung hin zum Oi!-Punk. Mit dem Nachfolger „As The Drum Beats“ vollzog sich der Übergang von Oi! zur typischen RAC-Musik, die Elemente von Heavy Metal und Hard Rock beinhaltet. Vermehrt wurden auch Balladen in ihr Repertoire aufgenommen. Das Album „Tales of Glory“ stellt den Höhepunkt dieser neuen musikalischen Richtung dar.

Die politischen Botschaften der Band werden stark von den Texten Ken McLellans geprägt. In den Anfangsjahren der Band vertrat er patriotische und nationalistische Ansichten und sprach sich früh gegen Einwanderung aus. Das stand im Gegensatz zu den gemeinsamen Auftritten mit Anarcho-Punkbands. Allerdings war die Band weder politisch noch textlich so radikal wie andere Gruppen aus diesem Umfeld. McLellan betont, dass seine Texte stets legal sind, sodass die Band ihre Musik in jedem Land der Welt spielen kann.

In ihren Veröffentlichungen finden sich viele Motive aus der nordischen Mythologie sowie typische Symbole der patriotischen Musikszene, wie die WP-Faust, die als Plattencover diente, oder ein Blitz im Bandlogo. Einige Texte greifen die nordische Mythologie auf oder thematisieren das sinnlose Blutvergießen europäischer Soldaten in den beiden Weltkriegen.

Projekte

Brutal Attack sind neben Skrewdriver die bedeutendste und älteste britische RAC-Band und repräsentieren den sogenannten Rock Against Communism. Besonders in Deutschland hat die Band eine große Fangemeinde und tritt dort seit 1990 regelmäßig live auf. Ken McLellan war auch an den deutschen Projekten Dragon Lance und The Betrayed beteiligt. The Betrayed bestand aus ihm und Mitgliedern der Band Hauptkampflinie. Darüber hinaus initiierte er das Projekt German-British-Friendship, das bisher vier Alben veröffentlicht hat, wobei McLellan selbst nur an dem 1994 erschienenen Album „Songs of Hope“ beteiligt war, zusammen mit Mitgliedern von Noie Werte, Skrewdriver und Squadron. Als Liedermacher veröffentlichte er mehrere Alben, darunter eine Split-CD mit Kai Freikorps sowie verschiedene Werke zusammen mit Stigger. Zudem gründete er gemeinsam mit der US-amerikanischen Band Bound for Glory das Projekt Bound for Attack.

Discographie (Auszüge)

Alben
Stronger Than Before, 1986, LP, Rock-O-Rama
As the Drum Beats, 1988, LP, Rock-O-Rama
Tales of Glory, 1989, LP, Rock-O-Rama
Steel Rolling On, 1990, Doppel LP, Rock-O-Rama
Lost and Found, 1990, LP, Rock-O-Rama
Into Apocalypse, 1991, LP, Rock-O-Rama
Resurrection, 1992, CD, Rock-O-Rama
Conquest, 1997, CD, Destiny Records
Vaillant Heart, 1997, CD, Destiny Records
For the Fallen and the Free, 1997, CD, Destiny Records
When Odin Calls, 1998, CD, Destiny Records

Singles 7″
Roll The Losing Time / Freedom Fighter, 1989, Street Rock’n’Roll
Tales of Glory / Under the Hammer, 1989, Street Rock’n’Roll
The Blood Is Strong / Free The Spirit, 1989, Street Rock’n’Roll
The Hungry & The Hunted / Who Owns Who, 1989, Street Rock’n’Roll
Fist ov Steel / I’m Free, 1990, Street Rock’n’Roll

Sampler-Beiträge:
No Surrender Vol. 1, 1985, LP, Rock-O-Rama
No Surrender Vol. 2, 1986, LP, Rock-O-Rama
Gods Of War Vol. 1, 1988, LP, Rock-O-Rama
Gods Of War Vol. 2, 1989, LP, Rock-O-Rama
No Surrender Vol. 3, 1989, LP, Rock-O-Rama
Gods Of War Vol. 3, 1990, LP, Rock-O-Rama
Gods Of War Vol. 4, 1991, LP, Rock-O-Rama
Thunderrock Vol. 1, 1997, CD, DiKo Musikverlag
Thunderrock Vol. 2, 1998, CD, DiKo Musikverlag
Ian Stuart Rest In Peace,1998, CD, Funny Sounds

Links

Rock-O-Rama Records