OHL, Heimatfront Besetzung

OHL: Oberste Heeresleitung – eine Geschichte von Punk, Provokation und Rock-O-Rama

Die deutsche Punkband OHL (Oberste Heeresleitung) wurde 1980 in Leverkusen gegründet und entwickelte sich schnell zu einer der bekanntesten und umstrittensten Bands der frühen deutschen Punkszene.

Ihr Stil, der von aggressiven Texten und scharfem, kompromisslosem Punk-Rock geprägt war, stieß nicht nur auf Zuspruch, sondern sorgte auch für Kontroversen, besonders aufgrund der politischen Ausrichtung und der oft provokativen Themen ihrer Songs. In diesem Blogpost werfen wir einen detaillierten Blick auf die Bandgeschichte von OHL, ihre Beziehung zum berüchtigten Label Rock-O-Rama Records und seines Inhabers Herbert Egoldt.

Die Anfänge von OHL

OHL entstand offiziell im Januar 1980, als Sänger „Deutscher W.“ und einige seiner Freunde, darunter Gitarrist Stiebel Eltron und Bassist Dr. Saubermann, beschlossen, eine Band zu gründen. „Wir wohnten alle in Leverkusen und haben uns über die Schule kennengelernt“, erzählt Deutscher W. über die Gründungszeit der Band. Zu beginn probten sie in einem Partykeller, wo ihre ersten Songs entstanden. Die Band war noch weit von ihrem späteren, etablierten Stil entfernt, ihre DIY-Attitüde spiegelte aber die Essenz des Punk wider​.

Der Bandname „Oberste Heeresleitung“, abgekürzt OHL, wurde bewusst provokant gewählt. Die Mitglieder waren inspiriert von der Faszination für Krieg als „endgültige Sache“, ohne jedoch Militaria-Sammler zu sein. Der Name sollte die aggressive Natur ihrer Musik unterstreichen​.

Der Durchbruch mit Rock-O-Rama

Der entscheidende Moment für OHL kam, als sie einen Vertrag mit dem berüchtigten Label Rock-O-Rama Records unterschrieben, das von Herbert Egoldt geführt wurde. Egoldt war bekannt für die Förderung von extremen Punk- und später Skinhead-Bands. OHL blieb dem Label bis 1986 treu und veröffentlichte in dieser Zeit acht Platten​.

Rock-O-Rama war in jenen Jahren in der deutschen Punkszene von großer Bedeutung, da es Bands eine Plattform bot, die sich gegen das Establishment und jegliche Formen von Autorität wandten. OHL passte perfekt in dieses Profil, da ihre Texte gesellschaftskritisch und rebellisch waren. Zu den zentralen Themen der Band gehörten der Krieg, die Ablehnung von Autoritäten und die Kritik an der kapitalistischen Gesellschaft​​. Die Zusammenarbeit mit Egoldt war dabei nicht unumstritten. Zwar gelang es OHL, über Rock-O-Rama eine breite Hörerschaft zu erreichen, doch das Label geriet zunehmend in Verruf, Bands mit rechter Ideologie zu fördern. Diese Verbindung war eine der vielen Kontroversen, die die Band begleiteten.

OHL in den 80ern
OHL in den 80ern

Musik und Provokation

Die Texte von OHL waren häufig politisch und provokativ. Ihr erster großer Erfolg war das Album „Heimatfront“, das 1981 erschien. Es stieg sofort in die Rock-O-Rama-Verkaufscharts ein und erreichte Platz eins​. Die Band verarbeitete auf ihren Alben Themen wie Krieg, Faschismus und Kapitalismus. Dabei schreckten sie nicht vor heiklen Themen zurück, was zu zahlreichen Missverständnissen führte. Das Cover des Albums zeigte einen Soldaten, was von vielen als Zeichen für eine rechte Gesinnung der Band interpretiert wurde, obwohl die Band dies vehement bestritt​.

Ein weiterer Skandal entstand um das Stück „Türkenlied“, das auf einer ihrer frühen EPs erschien. Der Titel und die Texte sorgten für heftige Kritik, obwohl die Band betonte, dass sie sich lediglich an satirischen Provokationen bediente und keine rassistischen Absichten verfolgte​. Dabei stammte der Song nicht einmal von OHL. Das „Türkenlied“ ist eine Coverversion („Kebab Träume“) der EBM-Pioniere DAF (Deutsch-Amerikanische Freundschaft) aus Düsseldorf.

Kontroverse um die politische Ausrichtung

Die politischen Ansichten von OHL waren lange Zeit ein heiß diskutiertes Thema. Während die Band sich als „absolut überparteilich“ bezeichnete und sowohl rechte als auch linke Ideologien ablehnte, gab es aus der linken Szene anhaltende Vorwürfe, dass sie sich insbesondere in ihren frühen Jahren rechten Gedankenguts bedient hätten​. Die provokante Ästhetik der Band, die Verwendung von militärischen Symbolen und ihre harte, unverblümte Sprache trugen dazu bei, dass OHL in die Nähe der rechten Szene gerückt wurde.

Diese Vorwürfe wurden von der Band jedoch entschieden zurückgewiesen. „Das OHL-Cover ist gründlich missverstanden worden“, erklärte Herbert Egoldt in einem Interview. Die Band habe bewusst das Bild eines Soldaten gewählt, dessen Gesicht „das Elend des Krieges widerspiegelt“​. Auch in den Texten von OHL finden sich immer wieder Hinweise darauf, dass die Band sowohl rechte als auch linke Extreme ablehnte. So heißt es in einem Song: „Die BRD ist schlecht, der Osten ist schlechter, hier gibt es die Freiheit, drüben nur die Wächter.“​

Musikalische Entwicklung und Spaltung der Fangemeinde

Musikalisch zeichnete sich OHL durch einen rauen, ungeschliffenen Sound aus, der als „Pogo-Punk“ bezeichnet wurde. Die Band orientierte sich stark am britischen Punk und Hardcore und verband dies mit einer kompromisslosen, teils nihilistischen Grundhaltung. Diese Mischung kam auf ihren frühen Alben gut zur Geltung, obwohl die Produktion meist kritisiert wurde. „Heimatfront“ und „1000 Kreuze“ gelten bis heute als Klassiker des Deutschpunks, wenngleich die Aufnahmen technisch mangelhaft waren​.

Gleichzeitig spaltete die Band ihre Fangemeinde. Während einige OHL als authentische Vertreter des Punk sahen, die gegen das Establishment wetterten, kritisierten andere die mangelnde musikalische Weiterentwicklung und die anhaltende Fixierung auf militärische Themen​.

OHL und Herbert Egoldt: Ein ambivalentes Verhältnis

Die Beziehung zwischen OHL und ihrem Produzenten Herbert Egoldt war nicht immer einfach. Egoldt, der mit Rock-O-Rama ein einflussreiches Punk-Label aufgebaut hatte, geriet im Laufe der Jahre zunehmend in die Kritik, da er ab 1984 rechte Bands unter Vertrag nahm. Diese Entwicklung belastete das Image von OHL, die sich von rechten Ideologien distanzieren wollten. Obwohl Egoldt die Band über Jahre hinweg unterstützte und ihnen eine Plattform bot, fühlten sich die Mitglieder von OHL in ihrem Vertrag eingeschränkt. Der Vertrag brachte ihnen wenig finanzielle Vorteile, und sie bekamen kaum Gewinnbeteiligungen aus den Plattenverkäufen​.

Trotz dieser Spannungen blieb OHL bis 1986 bei Rock-O-Rama. Ihre Musik aus dieser Zeit bleibt ein Zeugnis der Widersprüche und der turbulenten Entwicklung der deutschen Punkszene in den 1980er Jahren.

Fazit

OHL bleibt eine der kontroversesten Bands der deutschen Punkszene. Ihre Texte, ihre provokante Ästhetik und die enge Verbindung zum umstrittenen Label Rock-O-Rama haben die Band in ein Licht gerückt, das zuweilen bis heute für Diskussionen sorgt. Dennoch bleibt ihre Musik, insbesondere die Alben „Heimatfront“ und „1000 Kreuze“, ein bedeutender Teil der deutschen Punkgeschichte.

Links

Rock-O-Rama
Oberste Heeresleitung (OHL)
Wikipedia